Glasfenster
Eine Frau, drei Männer.
Zwei Evangelische, zwei Katholiken.
Zwei Deutsche, zwei Polen.
Zwei Breslauer.
Vier Märtyrer des 20. Jh.
Seit 2016 führen wir in unserer Kirche die Rekonstruierung der gotischen Maßwerke und die Einsetzung verschiedener Glasfenster durch. In den Jahren 2016–2017 ist es uns gelungen, die Arbeiten an den Fenstern der Südseite umzusetzen. So wurden zwei Fenster im Presbyterium und eines im Hauptschiff der Kirche fertiggestellt. Die Glasfenster an der Südseite zeigen Familienwappen aus der Renaissance, die einst die Kirche geschmückt hatten. Sie wurden Anfang des 20. Jh. demontiert und befinden sich seither in dem Kunsschatz des Nationalmuseums in Breslau, wo sie sicher aufbewahrt, zwei Weltkriege überstanden haben und uns heute als Vorlage dienen konnten. Die alten Gönner der St. Christophori haben dadurch den Weg in die Kirche in Form von Glasfenstern mit ihren Familienwappen nach 100 Jahren wiedergefunden. 2017 wurden die Maßwerke zweier Fenster der Nordseite
ebenfalls fertiggestellt. Die Fenster bekommen dann Im Jahr 2018 vierzehn Wappen schlesischer Familien, die für die Verglasung gespendet haben. Als nächstes wird 2018 das mittlere Fenster an der Südseite des Kirchenschiffes renoviert. Das Fester ist einer holländischer Familie gewidmet und wird von ihr finanziell getragen. Ihr Vorfahre war der letzte Pfarrer vor dem 2. Weltkrieg, der zu unserer Gemeinde gehörenden Gustav-Adolf-Gedächtniskirche. Den Höhepunkt der Renovierungsmaßnahmen bildet jedoch die für Dezember 2018 geplante feierliche Freigabe der Glasfenster um den Altar herum, als besondere Ehrung der vier Märtyrer. Die Einweihung der Glasfenster führt Bischof Jerzy Samiec das Oberhaupt der evangelisch- augsburgischen Kirche Polens durch. Mehr über die 4 Märtyrer finden Sie hierbei.

Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) ein deutscher, evangelischer Geistlicher, ein hervorragender Theologe und bekennender Gegner des Naziregimes. Er wirkte im Rahmen der Bekennenden Kirche, deren erste „Synode“ in Schlesien gerade in unserer St. Christophorikirche stattfand. Geboren in Breslau, ermordet im Konzentrationslager in Flossenbürg am 9. April 1945.

Edith Stein, Teresia Benedicta vom Kreuz (1891–1942). Sie war jüdischer Herkunft. Unter dem Einfluss der Frau ihres Freundes, Adolf Reinachs, eines tief-gläubigen Evangelischen, näherte sie sich an das Christentum an. Am 1. Januar 1922 wurde sie in der katholischen Kirche getauft. Im Jahre 1933 ist sie dem Karmelitenkloster beigetreten. Außer dem Nonnenleben führte sie auch eine aktive wissenschaftliche Tätigkeit und war eine hervorragende Theologin und Phänomenologin. Sie ist Autorin von vielen Arbeiten über die Kreuzestheologie, die dem Luthertum so nahe ist. Geboren in Breslau, ermordet in Auschwitz-Birkenau am 9. August 1942.
Beide Gestalten werden mit einem gemeinsamen Untertitel auf Deutsch und Polnisch versehen: „Sei gegrüßt du heiliges Kreuz, unsere einzige Hoffnung“ (der erste Vers der Hymne „Ave Crux spes unica“), und in der Fensterrose des Maßwerkes, ganz im oberen Fensterteil, wird sich die Allegorie der „Hoffnung“ – einer der Tugenden-befinden.

Maksymilian Kolbe (1894–1941). Er war der Sohn eines Deutschen und einer Polin. Im Jahre 1910 ist er dem Franziskanerorden beigetreten. Er erlangte den Doktortitel in Philosophie und Theologie, gleichzeitig interessierte er sich stark für Mathematik und Physik. In den Jahren 1931–35 war er Glaubensbote in Japan. Am 28. Mai 1941 geriet er ins Konzentrationslager in Auschwitz. Während des Lagerappells am 29. Juli 1941 opferte er freiwillig sein Leben, anstelle Franciszek Gajowniczek, der sich in der Gruppe der zur Todesstrafe Verurteilten befand, im Zusammenhang mit der Flucht eines der Gefangenen aus dem Konzentrationslager. Ermordet am 14. August 1941.

Juliusz Bursche (1862–1942). Der (Ober-) Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen (und früher der Superintendent dieser Kirche im Königreich Polen). Er war ein geschätzter Prediger und Veranstalter des religiösen Lebens und auch ein großer polnischer Patriot. Er verurteilte das Naziregime und die Ideologie Hitlers und widersetzte sich aktiv, unter Anderem durch die Hirtenbriefe, die von den Kanzeln aller evangelischen Kirchen in Polen vorgelesen wurden. Verhaftet am 3. Oktober 1939, er war im Gefängnis und wurde gefoltert. Ermordet am 20. Februar 1942 im Gestapo-Gefängnis in Berlin-Moabit.
Beide Gestalten werden mit dem gemeinsamen Spruch „Niemand liebt mehr als einer, der sein Leben für seine Freunde opfert“ (J 15,13) versehen. In der Fensterrose des Maßwerkes im oberen Fensterteil wird sich die Allegorie der Liebe, eine der Tugenden, befinden.
In der Fensterrose des mittleren Fensters wird eine allegorische Darstellung des Glaubens eingesetzt.
Die Fenster
der Märtyrer des 20. Jh.
Das Projekt umfasst drei Fenster im Altarbereich. In zwei Fenster seitlich des Altars werden jeweils zwei Märtyrer mit ihren Attributen dargestellt: Dietrich Bonhoeffer mit einer Schriftrolle, Edith Stein mit einem Kruzifix, Maksymilian Kolbe mit einer weißen und einer roten Krone, Juliusz Bursche mit der Bibel und einer zum Segnen erhobenen Hand. Die Autorin der Entwürfe ist Elisabeth Biron von Curland.
Die Musikfenster
Die Fenster auf beiden Seiten der Orgelempore werden zu einem späteren Zeitpunkt fertiggestellt.

Die Fenster
schlesischer Familien
Gemeint sind damit zwei Nordfenster,die zum alten Pfarrhaus ausgerichtet sind. Die Steinmetzarbeiten wurden von dem Bildhauer Ryszard Zarzycki ausgeführt. In den Glasfenstern werden 14 Wappen adeliger Familien aus Schlesien dargestellt, deren Mitglieder dem Johanniterorden angehören. Die Wappen werden in dem Atelier von Dr. Marcin Czeski angefertigt. Der Wappenteil der Glasfenster wird in Butzenscheiben eingefasst, anders als die Glasfenster im Norden, wo die Wappen, als Hintergrund, eine romboidale Glasfassung bekommen.
Die Fenster
der Renaissance-Wappen
Es gibt drei Fenster mit Renaissancewappen. Zwei davon befinden sich im Presbyterium, eines im Hauptschiff der Kirche. Die Steinmetzarbeiten an den Maßwerken wurden von dem Bildhauer Ryszard Zarycki ausgeführt. Die Glasfenster, mit den Wappen Breslauer Familien, die einst die Kirche schmückten, wurden nach Originalvorlagen aus dem Nationalmuseum vom Atelier Sławomir Oleszczuk angefertigt.
Das holländische Fenster
Das Pfarrer van Beuningen gewidmete Fenster wird von der Stiftung der Familie van Beuningen finanziert. In diesem Glasfenster werden zwei Familienwappen und das Stadtwappen von Nijmegen, der Heimatstadt der van Beuningens, dargestellt. Ernst Rudolf Joachim van Beuningen geb. am 24.10.1890 in Schleck/Kurland, studierte Theologie in Dorpat und wurde 1917 in Riga ordiniert, wo er auch seinen ersten seelsorgerlichen Dienst antrat. Von 1940 bis Frühling 1945 war er Pfarrer der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in Breslau Zimpel. Nach der Aussiedlung nahm er seinen seelsorgerlichen Dienst in Bayern wieder auf und war in den Gemeinden Rehau, Affalterthal, Goegingen tätig. Am 01.10.1959 wurde er pensioniert. Bis zu seinem Tod betreute er deutsche Aussiedler und Vertriebene. Er bleibt in Erinnerung als hervorragender Prediger und einfühlsamer Seelsorger.
Auftragnehmer :
Ryszard Zarycki – Steinmetzarbeiten
Das Atelier von Sławomir Oleszczuk – die Glasfenster mit den Renaissancewappen
Das Atelier von Dr. Marcin Czeski – andere Glasfenster
Kirchlicher Fenster-Ausschuss:
Pfr. Andrzej Fober STL, Propst
Elżbieta Gajewska-Prorok MA, Nationalmuseum Breslau, Kunstakademie Breslau
Tomasz Kmita-Skarsgård MA
Zygmunt Łuniewicz MEng
Die Arbeiten wurden finanziert durch:

Die evangelisch-lutherische
St. Christophori-Gemeinde
aus Eigenmitteln

Die Stadt Breslau
Das Büro für den städtischen Denkmalschutz Finanzierung durch Mittelvergabe im Rahmen eines Wettbewerbs

Das Marschallamt der Region Niederschlesien Denkmalschutz
Finanzierung durch Mittelvergabe im Rahmen eines Wettbewerbs
Spenden von Privatpersonen