UNSER PATRON – GERHARD ZEGGERT
AUSBILDUNG
Gerhard Zeggert wurde geboren am 21. Oktober 1896 in Pasewalk (Vorpommern) als Sohn des Hermann Zeggert und dessen Frau Ernestine , geborene Dörwald. Seine musikalische Grundausbildung erhielt Zeggert in den Jahren 1911-1915 bei dem örtlichen Kantor Herbert Mattheus. Dieser lehrte den jungen Gerhard das Orgel-, Klavier- und Geigenspiel. Nach dem Abschluss des Realgymnasiums studierte Zeggert in den Jahren 1915-1916 an der Königlichen Musikhochschule Berlin in der Orgelklasse Bernhard Irrgang und später am Berliner Institut für Kirchenmusik und Musikausbildung. Im Jahre 1920 bestand er sowohl die Prüfung zum Organisten und Chordirigenten als auch zum Hochschuldozenten. Ausserdem studierte Zeggert Komposition bei Martin Grabert. Gerhard Zeggert war also im Bereich der Musik vielseitig ausgebildet. In den Jahren 1920-1922 wirkte er in Berlin, wo er mit verschiedenen Institutionen zusammenarbeitete (Elisabeth Christinen-Lyzeum, Kapelle der Berliner Staatsoper), und leitete einen Männerchor.
ANFÄNGE IN BRESLAU
Das Jahr 1922 ist für uns insofern von Bedeutung, als dass Gerhard Zeggert nach Breslau übersiedelte und sein Arbeit als Kantor und erster Organist an der Königin-Luise-Gedächtniskirche begann. Ein Jahr später trat Gerhard Zeggert die gleiche Stellung an der St. Maria-Magdalena-Kirche an. Ab dem Jahre 1925 wurde er auch im St. Maria-Magdalena-Gymnasium als der Lehrer für Gesang, Geschichte und Musiktheorie angestellt. Ausserdem unterrichtete Zeggert am Hochschul-Seminar Bethanien (1937-1939) und war Assistent bei Professor Max Schneider am Institut für Kirchenmusik an der Schlesischen Friedrich-Wilhelm-Universität.
Im Jahre 1924 heiratete Gerhard Zeggert Antonie Lehmann, die er noch in Berlin kennengelernt hatte. Sie verfügte ebenfalls über eine Musikausbildung und spielte Klavier und Cembalo. In späteren Jahren trat sie manchmal in den von ihrem Mann veranstalteten Konzerten auf.
WISSEN UND ERFAHRUNG
Ebenfalls ab 1924 war Zeggert Mitglied der Staatlichen Prüfungskommission, die Bewerber zum Beruf des Kantors, des privaten Musiklehrers, des Stadtratsmitglieds im Bereich der Musik und ab dem Jahre 1927 auch zum Beruf des Musiklehrers in Hochschulseminaren für Lehrer zuließ. Am 31. Oktober 1942 erlangte Gerhard Zeggert die höchsten Qualifikation eines Kirchenmusikers, die staatsrechtlich vorgesehen war: er erlangte den Titel eines Kirchenmusikdirektors. Die Ausbildung und intellektuellen Möglichkeiten Gerhard Zeggerts wurden auch durch die kirchliche Obrigkeit gewürdigt, die ihn für das Amt des Sachverständigen des Schlesischen Evangelischen Konsistoriums berief.
ORGELPROJEKTE
Mit seinem Wissen und seiner Erfahrung diente er nicht nur dieser Kirche, wovon eine eher kurze, aber in diesem Kontext bedeutungsvolle Liste der Instrumente zeugt, die in Breslau nach dem Entwurf von Zeggert gebaut oder umgebaut wurden: Im Jahr 1924 wurde die Anordnung zur neuen 72-stimmigen Orgel für die Altlutherische St. Katharina-Kirche erteilt; im Jahre 1930 wurde die neue 25-stimmige Orgel in der St. Christophori-Kirche gebaut; im Jahre 1931 entstand die – anschliessend umgesetzte – Idee, die Orgel in der Neuen Synagoge in Breslau auf 63 Stimmen zu erweitern. In den Jahren 1924-1938 erweiterte Zeggert systematisch die Orgel in der St. Maria-Magdalena-Kirche auf 100 Stimmen, und im Jahre 1943 entwarf er den Plan zum Umbau des Hauptinstrumentes der römisch-katholischen Johannes-der-Täufer-Dom, der aber wegen der Kriegshandlungen nicht realisiert werden konnte. Zweifellos die Krönung des Engagements Gerhard Zeggerts als Organist war im Jahre 1937 die Erstellung des Konzeptes und anschließenden Umbaus im Geiste der Orgelbewegung des Instrumentes in der Jahrhunderthalle, der damals größten Orgel der Welt, mit deren Erweiterung auf 222 Stimmen. Dies alles zeugt davon, dass sich der Kantor der St. Maria-Magdalena-Kirche allgemeiner Anerkennung und Hochachtung erfreute. Er erhielt Angebote zur Zusammenarbeit aus vielen verschiedenen Richtungen, manchmal auch unerwarteten, wie der römisch-katholischen Bischofskurie oder der jüdischen Gemeinde.
KONZERTE
Neben rein kirchlichen und liturgischen Aktivitäten schuf und wachte Gerhard Zeggert über ein Umfeld, welches eine lebhafte Konzerttätigkeit ermöglichte. Unter den von ihm begründeten Initiativen sind die 428 Montagskonzerte, die mehrfache Präsentation von Bach-Kantaten und ebenso die Aufführung großer Oratorien – traditionell in der Karwoche, zu Weihnachten und am Totensonntag – hervorzuheben. Betreffs seines über die Gemeinde St. Maria Magdalena hinausgehenden Wirkens sei hier zumindest an die Orgel-Sommerkonzerte in der Jahrhunderthalle erinnert, die Zeggert vom 11. Juni 1939 bis zum 12. November 1944 veranstaltete.
DIE KRIEGSJAHRE
Das Ende der großen Karriere von Gerhard Zeggert, nicht nur im damaligen und örtlichen, Breslauer, sondern vor allem auch in gesellschaftlichem und persönlichen Sinne, war die Belagerung der Stadt durch die Rote Armee und seine Umsiedlung in der Nachkriegszeit. Der Musiker verlor im Alter von 49 Jahren alles, was ihm bis zu diesem Zeitpunkt am wichtigsten gewesen war und was, vieles deutet darauf hin, seinem Leben seinen Sinn verlieh: die geliebten Orgeln, die Kirche – also seinen Arbeitsplatz, die Möglichkeit zu konzertieren, seinen Nachlass als Komponist, die Stellung als Vertrauensmann und vor allem seinen einzigen Sohn Dieter.
NEUANFANG
In den Jahren 1945-1946 wohnte Zeggert zusammen mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern – der älteren Inge und der jüngeren Ute – in Bad Warmbrunn [Cieplice Zdrój], wo er die Funktion des Kantors an der dortigen evangelischen Kirche bekleidete, einen Chor leitete und Orgelkonzerte veranstaltete (12 in Hirschberg [Jelenia Góra], 25 in Bad Warmbrunn und dort außerdem zwei Aufführungen des Requiems von W.A. Mozart). Im Jahre 1946 wurde die Familie unter Zwang aus dem Gebiet Polens ausgesiedelt. Zeggert trat die Stelle eines Chormeisters und Hilfsorganisten der Pfarrkirche in Rastede (Niedersachsen) an und bekleidete die Stelle des Kantors und Organisten der Kirche St.-Georgen im Schwarzwald. Zeggert veranstaltete Orgel- und Chorkonzerte der und leitete ein Instrumentarium. Er gab auch Konzerte zusammen mit den Sinfonieorchestern Stuttgart und Reutlingen. In den Jahren 1947-1966 war Zeggert Dirigent des Männersängerbundes, mit dem er auf zahlreichen Festivals auftrat, darunter auf dem Festival für Neuen Musik in Donaueschingen und Ludwigsburg.
Gerhard Zeggert starb in Konstanz am 17. Juli 1977 im Alter von 81 Jahren.