

ENERGIE
Raum – Ort – Geschichte
Es gibt Orte, die sind ungewöhnlich. In Breslau glauben wir besonders stark daran. Die Stadt, die während des Krieges nicht nur dem Erdboden gleichgemacht, sondern deren Bewohner auch völlig ausgewechselt wurden, lässt uns ständig ihre unzerstörte Energie fühlen – die, die sich im Raum agglomeriert, an geschichtsträchtigen Orten, in Steinen, Bäumen, Gebäuden – Zeugen vieler vorangegangener Generationen. Dazu zählt seit 750 Jahren unsere Kirche, all das um sie herum sich fortwährend Verändernde beobachtend.

ERINNERUNG
Endlichkeit – Gegenwart – Ewigkeit
Alles hat sein Ende: vor allem wir, die Menschen, beschließen unser Leben, wenn der Tod zu uns kommt. Aber die Endlichkeit betrifft auch die Tiere, Pflanzen, Gebäude und sogar das, was nicht mit Materie ausgestattet ist, wie z.B. Ideen. Der Ort, an dem jedoch alles unsterblich werden kann, ist das menschliche Gedenken. Es ist ein kostbarer Schatz, mit welchem einige beschenkt sind, andere hingegen nicht, obwohl sich naturgemäß ein jeder darum bemüht. Der Mensch begehrt in dieser, unserer gemeinsamen Welt etwas von sich zu hinterlassen, das länger überdauern könne als er selbst. Relevant ist die Frage: Wer wird sich denn an uns erinnern, wenn wir nicht derer gedenken, die vor uns waren? Wir sollten uns daher um das Vermächtnis ihres Namens bemühen und das Erbe pflegen, um diese historische Gerechtigkeit zu erfüllen. Im Jubiläumsjahr erinnern wir uns aller Baumeister unserer Kirche, ihrer Geistlichen, Mitarbeiter, Gemeindeglieder…
WORT
Gott – Mensch – Welt
Nicht alle Orte sind sich gleich. Die Menschheit wusste darum bereits zu ihren Anfängen und schuf spezifische Niederlassungen an besonderen Stellen. Natürlich wurden diese manchmal aus praktischen Gründen gewählt, aber unsere Vorfahren schufen einen Teil ihrer architektonischen Werke unter dem Einfluss von Symbolik und auch Geistigkeit. In der Tat bauen wir noch heute Kirchen aus genau diesem Grund. Obwohl wir wissen, dass Gott überall ist – nicht etwa in einen Raum eingeschlossen und nur dort zugänglich – so sind Kirchen doch für uns jederzeit notwendig, denn hier versammeln wir uns um Gottes Wort zu hören und in uns aufzunehmen, und um uns weltweit in der Allgemeinen Kirche in der Anbetung unseres Herrn zu vereinen.

ZEICHEN
ich – sie – wir
Was ist der Sinn meines Lebens? Jeder von uns stellt sich diese Frage. Mit Sicherheit werden wir darauf unterschiedlich antworten, aber neben der Realisierung unserer persönlichen Vorhaben und Ambitionen sollten wir alle unsere gemeinsame Verantwortung für die Menschheit wahrnehmen. Jene Gemeinschaft, in die wir hineingeboren wurden, ist nicht nur horizontalen Ausmaßes, das heißt, sie besteht nicht nur aus uns und den uns umgebenden Menschen, sondern sie hat auch eine vertikale Dimension der Zeit: das Geschehen der Vergangenheit und der Zukunft. Daran wird unablässig weiter gebaut und jede Generation lässt hier etwas zurück. Ein solches Zeichen ihrer Zeit und ihres Erschaffers ist auch unsere Kirche, das Werk des Henrik von Frankenstein; die Erinnerung an einen anderen Menschen stellt der Altar dar, und die bis zum heutigen Tag vom Putz entblößten Mauern unseres Gotteshauses sind Narben des Wiederaufbaus nach dem Krieg. Welche Spur wird von uns bleiben? Was möchte die Generation des 750-jährigen Jubiläums hinterlassen?